Das Produzententeam von links nach rechts: Peter Plate, Max Raabe, Annette Humpe, Ulf Leo Sommer, Achim Hagemann
Foto: Nela König
„Wer hat hier schlechte Laune“, so heißt das neue Album von Max Raabe und es ist das schönste Geschenk, das man sich nur wünschen kann. Max Raabe singt von der Liebe, von ihrem zarten Erblühen und Verwehen, von Gefühlen und ihrer Verwirrung. Aber auch die Freude am Fahren mit Strom und der Wunsch, mit Hummeln und Hirschen durch die Wälder zu pirschen, spielen eine Rolle. Mit seiner wundervollen Baritonstimme kündet Max Raabe vom kleinen Glück unter den Birken am Feldrain („Der Sommer“). Er erzählt von einer Zufallsbegegnung im Zug, aus der sich – nach allerlei peinlichen und unangenehmen Momenten der unsicheren Annäherung – vielleicht ja doch etwas ergeben könnte („Das mit uns könnte was werden“). Und er singt in dem herzzerreißenden Stück „Es wird wieder gut“ von dem Vertrauen darauf, dass es mit ihm allen äußeren Anzeichen zum Trotz doch irgendwie weitergehen wird. Die Kompositionen und Texte sind differenziert und präzise und dennoch reich an Emotionen. Es geht um die Verquickung von Glück und Zweifel, von Euphorie und Unsicherheit, von der Freude am anderen und dem Hadern mit sich selbst.
Mit “Wer hat hier schlechte Laune“ schließt Max Raabe an seine letzten Produktionen an und geht noch einen Schritt weiter. Er wahrt die lieb gewonnene Ästhetik der Weimarer Republik, die große Ausdruckskunst ihrer Sänger, an denen sein Bariton immer noch ebenso geschult ist wie sein feiner, menschenfreundlicher Humor. Aber stärker denn je übersetzt er seine künstlerischen Prägungen in moderne musikalische Formen. Die sacht geflochtene instrumentale Schleife in „Es wird wieder gut“ könnte auch aus einer Trip-Hop-Produktion stammen. Zum ersten Mal ruhen einige der neuen Lieder auf einem Fundament aus elektronischen Rhythmen.
Alle Freundschaften aus der „Raabe-Pop“-Phase sind wieder dabei: Annette Humpe, Christoph Israel, Peter Plate, Ulf Leo Sommer, Joshua Lange und Achim Hagemann. Mit Annette Humpe hat Max Raabe unter anderem „Ein Tag wie Gold“ geschrieben. Der wuchtige Big-Band-Song ist das Titelstück der vierten Staffel von „Babylon Berlin“. Hier geht das Palast Orchester noch einmal richtig aus sich heraus, ansonsten macht es auf diesem wunderbaren Album vor allem deutlich, zu welchen Nuancen es fähig ist.
In der popmusikalischen Landschaft der Gegenwart ist Max Raabe ziemlich einzigartig – beseelt vom Witz vergangener Zeiten, aber auch vom Wissen über den Wandel der Welt.